Überprüfung von Ranitidin-haltigen Arzneimittel aufgrund möglicher Verunreinigung mit NDMA
Maßnahmen auf EU Ebene
Auf Anforderung der Europäischen Kommission hat die europäische Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) begonnen, Ranitidin-haltige Arzneimittel zu überprüfen, nachdem bei Untersuchungen Verunreinigungen mit N-Nitrosodimethylamin (NDMA) festgestellt wurden. NDMA wird aufgrund von Tierversuchen als wahrscheinlich krebserzeugende Substanz für den Menschen eingestuft. Es ist in kleinen Mengen auch in einigen Nahrungsmitteln und Wasservorräten enthalten, aber es ist nicht zu erwarten, dass NDMA Schaden anrichtet, wenn es in sehr geringen Mengen aufgenommen wird. EMA evaluiert derzeit Daten zur Beurteilung des Risikos von Patientinnen und Patienten, die mit Ranitidin-haltigen Arzneimitteln behandelt werden und durch die Einnahme in Kontakt mit NDMA gekommen sind. Sobald Ergebnisse vorliegen, wird eine entsprechende Information veröffentlicht werden. Ranitidin-haltige Arzneimittel sind weitverbreitete Medikamente zur Reduktion der Magensäureproduktion bei Refluxkrankheiten und Ulcustherapien. Diese Arzneimittel sind in der Europäischen Union sowohl auf Rezept als auch rezeptfrei erhältlich. In Österreich sind die derzeit zugelassenen Arzneimittel ausschließlich auf Rezept erhältlich. Patientinnen und Patienten, die aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse Bedenken zur Therapie haben, mögen sich an die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt, die Apothekerin oder den Apotheker wenden. Es sind andere Arzneimittel bzw. Alternativen für dieselben Behandlungsgebiete wie die von Ranitidin zugelassen. NDMA und verwandte Subtanzen, welche generell als Nitrosamine bezeichnet werden, wurden im Jahr 2018 in einigen Blutdruckmedikamenten (auch bekannt als Angiotensin-II-Rezeptorblocker oder „Sartane“) gefunden. Dies führte europaweit zu Rückrufen und in weiterer Folge zu strikten neuen Anforderungen an die Herstellung von Sartan-haltigen Arzneimitteln. EMA arbeitet gerade an einer Richtlinie zur Vermeidung von Nitrosaminen in anderen Arzneimittelklassen. EMA wird weiterhin mit den nationalen Arzneimittelbehörden, EDQM (European Directorate for the Quality of Medicines) und internationalen Partnern zusammenarbeiten, um die Gesundheit von Patientinnen und Patienten zu schützen und effektive Maßnahmen zu setzen, damit Arzneimittel frei von nitrosaminhaltigen Verunreinigungen sind. Update 26.09.2019:
Aufgrund erster Ergebnisse zu NDMA-positiv getesteten Ranitidin-haltigen Arzneimitteln in Europa wurde das CEP (Certificate of Suitability of Monographs of the European Pharmacopoeia betreffend den Wirkstoff) von "SARACA LABORATORIES LIMITED IN 502 319 Gaddapotharam Village" (in der Folge kurz: „Saraca“), R1-CEP 2004-057-Rev 07, mit 19.09.2019 vom EDQM (European Directorate for the Quality of Medicines) suspendiert.
Über Ranitidin-haltige Arzneimittel
Ranitidin gehört zu der Arzneimittelklasse, die als H2-Blocker (Histamin-2-Blocker) bekannt sind. Sie blockieren die Histaminrezeptoren im Magen und reduzieren somit die Produktion von Magensäure. Ranitidin wird zur Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen angewendet, die durch überschüssige Magensäure wie Sodbrennen und Magengeschwüre verursacht werden. Ranitidin-haltige Arzneimittel sind durch nationale Arzneimittelbehörden zugelassen und als Tabletten oder Injektion/Infusion in der Europäischen Union am Markt.
Über das Verfahren
Das Verfahren zur Überprüfung von Ranitidin-haltigen Arzneimitteln wurde am 12. September 2019 auf Anforderung der Europäischen Kommission als Artikel 31 Verfahren (Article 31 of Directive 2001/83/EC) gestartet. Das Verfahren wird vom CHMP („Committee for Medicinal Products for Human Use“ bzw. Kommittee für Humanarzneimittel) durchgeführt und entschieden.
Diese CHMP-Entscheidung wird nach erfolgter Beurteilung an die Europäische Kommission weitergeleitet und schlussendlich in eine rechtlich bindende Vorgabe für alle europäischen Mitgliedsstaaten übergehen.
Situation in Österreich
Update 26.09.2019:Da NDMA als wahrscheinlich krebserzeugende Substanz beim Menschen eingestuft wird und das CEP zu Ranitidine hydrochloride von „Saraca“ suspendiert wurde, werden jene Arzneispezialitäten bzw. Chargen, die mit Wirkstoff von „Saraca“ hergestellt wurden, vorsorglich bis auf Apothekenebene zurückgerufen.
Es wurden entsprechende Untersuchungen eingeleitet, um mögliche weitere betroffene Ranitidin-haltige Arzneispezialitäten zu identifizieren, die in Österreich am Markt sind. Das BASG wird entsprechend dieser Ergebnisse und Bewertung von Nutzen und Risiko weitere Maßnahmen setzen und informieren.
In Österreich werden deshalb weitere Arzneispezialitäten, die von möglichen NDMA-Verunreinigungen betroffen sind, vorsorglich bis auf Apothekenebene zurückgerufen (Stand 26.09.2019):
- Ranitidin Accord 150 mg Filmtabletten
- Ranitidin Accord 300 mg Filmtabletten
- Zantac 150 mg - Brausetabletten
- Zantac 300 mg - Brausetabletten
- Ranitidin "ratiopharm" 150 mg - Filmtabletten
- Ranitidin "ratiopharm" 300 mg - Filmtabletten
Folgende Arzneispezialitäten wurden bereits zurückgerufen: 7. Ranitidin 1A Pharma 300 mg – Filmtabletten 8. Ranic Hexal 150 mg – Filmtabletten
9. Ranic Hexal 300 mg – Filmtabletten Informationen zu den betroffenen Chargennummern bzw. Rückrufen sind ebenfalls den Amtlichen Nachrichten des BASG zu entnehmen.
PZN (Pharmazentralnummer) | Arzneispezialität | Charge | Ablaufdatum |
---|---|---|---|
1339551 | Ranic Hexal 150 mg – Filmtabletten (20 Stück Packung) | FL1894 GC0445 GG4033 HF7413 JF5814 | 31.01.2020 31.01.2021 31.03.2021 30.04.2022 31.07.2021 |
1339568 | Ranic Hexal 150 mg – Filmtabletten (50 Stück Packung) | FB1364 FF3575 FP1378 FY7863 GC0443 GG4030 GL1454 GW3419 HF7415 HW0843 JC5224 JU7248 JU7252 | 31.12.2019 31.01.2020 31.07.2020 30.11.2020 31.01.2021 31.03.2021 30.11.2020 31.07.2021 30.04.2022 28.02.2021 31.05.2021 31.10.2021 31.10.2021 |
1339574 | Ranic Hexal 300 mg – Filmtabletten (10 Stück Packung) | FA8464 FX4780 GL6339 HH4324 JJ7113 | 30.11.2019 30.09.2020 28.02.2021 30.04.2022 31.07.2021 |
1339580 | Ranic Hexal 300 mg – Filmtabletten (30 Stück Packung) | FB9981 FM5399 FP7912 FU3554 GA5053 GF6553 GL6329 GT4706 GU5257 HA9599 HN8232 HR9198 JF4647 JR8004 | 30.11.2019 30.06.2020 30.06.2020 30.09.2020 31.12.2020 31.12.2020 28.02.2021 31.07.2021 31.07.2021 31.12.2021 31.07.2022 31.10.2022 30.04.2021 31.12.2021 |
2431566 | Ranitidin 1A Pharma 300 mg – Filmtabletten (10 Stück Packung) | GH7122 HY8294 | 28.02.2021 31.03.2021 |
2431572 | Ranitidin 1A Pharma 300 mg – Filmtabletten (30 Stück Packung) | FA8465 FG8960 FP7904 FX4777 FY2892 GT6029 GY6275 HN8231 HY8292 JR6922 | 30.11.2019 31.03.2020 30.06.2020 30.09.2020 31.10.2020 31.07.2021 30.11.2021 31.07.2022 31.03.2021 31.12.2021 |
PZN (Pharmazentralnummer) | Arzneispezialität | Charge | Ablaufdatum |
---|---|---|---|
4204283 | Ranitidin Accord 150 mg Filmtabletten (30 Stück Packung) | PT04702 | 30.11.2019 |
4204320 | Ranitidin Accord 300 mg Filmtabletten (30 Stück Packung) | PX01010 | 31.12.2020 |
PZN (Pharmazentralnummer) | Arzneispezialität | Charge | Ablaufdatum |
---|---|---|---|
2479320 | Zantac 150 mg - Brausetabletten (20 Stück Packung) | 170019298 | 31.10.2020 |
2479337 | Zantac 150 mg - Brausetabletten (50 Stück Packung) | 170010387 170004912 | 31.03.2020 29.02.2020 |
2479343 | Zantac 300 mg - Brausetabletten (10 Stück Packung) | 180004449 1601609101 | 28.02.2021 30.09.2019 |
2479366 | Zantac 300 mg - Brausetabletten (30 Stück Packung) | 180012086 180002870 1601685601 1601685501 | 31.07.2021 28.02.2021 30.09.2019 30.09.2019 |
PZN (Pharmazentralnummer) | Arzneispezialität | Charge | Ablaufdatum |
---|---|---|---|
2428357 | Ranitidin "ratiopharm" 150 mg - Filmtabletten (20 Stück Packung) | U02855F U30266A | 31.01.2020 31.10.2020 |
2428363 | Ranitidin "ratiopharm" 150 mg - Filmtabletten (50 Stück Packung) | U08356A V00866D | 31.03.2020 31.12.2020 |
2428386 | Ranitidin "ratiopharm" 300 mg - Filmtabletten (10 Stück Packung) | U09527C | 31.03.2020 |
2428392 | Ranitidin "ratiopharm" 300 mg - Filmtabletten (30 Stück Packung) | T27910A U09527A U25430A V00999A | 31.10.2019 31.03.2020 31.08.2020 31.12.2020 |
Dem BASG liegen zu den genannten Arzneimitteln keine, für diesen Sachverhalt relevante, Nebenwirkungsmeldungen aus Österreich vor.
Empfehlungen des BASG
Empfehlungen für Anwenderinnen und Anwender:
Bitte evaluieren Sie den Einsatz eines alternativen Arzneimittels.
Empfehlungen für Patientinnen und Patienten:
Es besteht keine akute Gefahr. Aus heutiger Sicht besteht daher keine akute Notwendigkeit, eine angebrochene Packung abzusetzen. Falls Sie weitere Fragen haben oder sich unsicher fühlen, wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin / Ihren Arzt. Ihre Ärztin / Ihr Arzt kann Ihnen bei Bedarf ein anderes geeignetes Arzneimittel verschreiben.
Weitere Informationen
Presseaussendung der Europäischen Arzneimittelagentur (13.09.2019):
EMA to review ranitidine medicines following detection of NDMA
EMA to provide guidance on avoiding nitrosamines in human medicines
Rückfragen (fachlich):
Dr. Christoph Baumgärtel, Tel.: 050555 - 36004
E-Mail: christoph.baumgaertel@ages.at
Rückfragen (für Medien):
Kommunikationsmanagement, Tel.: 050555 - 25000
E-Mail: presse-basg@basg.gv.at